Das Leben und Wirken der Gebrüder Grimm

„Es war einmal“

Im Jahre 1785 wurde Jakob Grimm in Hanau geboren, der ältere der so berühmten Gebrüder Grimm. Sein Bruder Wilhelm kam ein Jahr später zur Welt. Sie waren die ältesten von insgesamt neun Kindern.

Der Vater der Brüder verstarb sehr zeitig im Jahr 1796. Die Mutter schickte die Brüder daraufhin zu deren Tante nach Kassel, damit sie dort am Friedrichgymnasium eine gute Schulbildung erhalten konnten. Ein anschließendes Studium traten beide an der Phillips-Universität in Marburg an, wo sie zunächst die Rechtswissenschaften studierten. Einer ihrer Lehrer, Friedrich Carl von Savigny, besaß eine große Bibliothek mit wichtigen Werken der deutschen Literatur vom mittelalterlichen Minnesang bis hin zu Goethe und Schiller. Diese Bibliothek mag Ausgangspunkt gewesen sein für die Faszination der Gebrüder für Literatur.

Die Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen“

Jakob und Wilhelm Grimm verstanden sich nicht als Dichter, sie sahen sich ganz klar als Forscher, als Sammler, und zählten damit zu den Begründern der Germanistik überhaupt. Eine ihrer Literatur-Sammlungen ist bis heute unvergessen: die weltberühmten „Kinder- und Hausmärchen“. Die Arbeit daran begann im Jahr 1806, nachdem beide Brüder ihr Studium abgeschlossen hatten. Jakob und Wilhelm begannen, mündlich überlieferte Märchen und Sagen zusammenzutragen und zu überarbeiten.

1808 starb auch die Mutter und Jakob musste als Ältester für den Unterhalt der Familie sorgen. Zum Glück konnte er dabei auf ein reichhaltiges Familienerbe zurückgreifen. Außerdem wurde die wissenschaftliche Arbeit der Brüder gefördert durch die Kurfürstin Wilhelmine Karoline von Hessen, weshalb dann 1812 auch der erste Band der „Kinder- und Hausmärchen“ zu Weihnachten erscheinen konnte.

1814 bezogen die Gebrüder zusammen mit ihrer Schwester Charlotte eine vornehme Wohnung am Wilhelmshöher Tor in Kassel, dem heutigen Brüder-Grimm-Platz. Dort vervollständigten sie 1815 den zweiten Teil der „Kinder- und Hausmärchen“, während der erste Teil noch einmal stark überarbeitet wurde, da viele Inhalte als zu anstößig galten. 1819 wurde der überarbeitete erste Teil, 1822 ein dritter Band mit Anmerkungen veröffentlicht.

Die „Deutsche Grammatik“ und das „Deutsche Wörterbuch“

Nach dem Tod ihrer Förderin, der Kurfürstin von Hessen, und der Heirat ihrer Schwester Charlotte zogen die Gebrüder aus dem Wilhelmshöher Tor aus und lebten mehrere Jahre gemeinsam in unterschiedlichen Wohnungen in Kassel. In dieser Zeit begann die Arbeit an der „Deutschen Grammatik“, das unter Forschern berühmteste Werk von Jakob Grimm, in dem er die Entwicklung der deutschen Sprache nachzeichnet. In seiner Art ist dieses Werk ein Grundstein der deutschen Sprachwissenschaft.

1825 heiratete Wilhelm, trotzdem lebten er und sein Bruder und nunmehr auch seine Frau Dorothea Wild weiter in einem gemeinsamen Haushalt. Bald wurden dem Paar drei Kinder geschenkt. 1830 zogen die Grimms nach Göttingen, wo sowohl Jakob als auch Wilhelm eine Professorenstelle bekamen. 1838 begannen Jakob und Wilhelm ihre Arbeit an ihrem „Deutschen Wörterbuch“, ohne das der heutige „Duden“ undenkbar wäre.

Für die Einheit

Wie schon durch ihre Arbeit erkenntlich, engagierten sich die Gebrüder für ein einheitliches Deutschland. Jakob war auf der Frankfurter Nationalversammlung Abgeordneter und beide Brüder wirkten an der Formulierung der deutschen Menschenrechte mit. Wegen Streitschriften gegen den König von Hannover wurden Jakob und Wilhelm sogar aus ihren Professuren in Göttingen entlassen und Jakob darüber hinaus des Landes verwiesen.

Die drei darauf folgenden Jahre lebten die Grimms in Kassel im Exil und ohne Anstellung, bis sie der frisch gekürte preußische König Wilhelm 1840 nach Berlin kommen ließ, wo die Brüder den Rest ihrer Leben verbrachten.

Wilhelm verstarb 1859, sein Bruder Jakob 1863. Beide sind zusammen auf dem Friedhof von St. Matthäus in Berlin-Schönberg beerdigt.